Orient-Tanz Für Toleranz und Freundschaft (German)

Im Bürgerhaus zeigten “Rashida” und Stargast “Morocco” ihre Kunst in Perfektion – Erlös geht an Unicef

Niddatal-Assenheim (roe) “Für Toleranz und Freundschaft” – unter diesem Motto stand eine orientalische Tanzveranstaltung zugunsten von Unicef. Mehr als 300 Besucherinnen und Besucher kamen ins Bürgerhaus, um sich von arabischen Rhythmen und Tänzen in eine andere Welt entführen zu lassen. In der Eingangshalle stimmte der Basar “Glanz & Tanz” – prächtige Kostüme, Tücher und orientalischer Schmuck – die überwiegend weiblichen Besucher auf den Abend ein.

Nach Begrüsdsung und Einführung durch Veranstalterin “Rashida” Gisela Rosing trat Morocco, Stargast aus New York, in einem Kostüm, das einer Beduinentracht exakt nachgearbeitet war (der Kopfschmuck war original), mit zunächst verhülltem Gesicht auf. Die Künstlerinfaszinierte mit dem “Guedra-Tanz”, einem Trance-und-Segenstanz, der in seiner Intensität und schönen Fremdartigkeit nicht mit den bekannten ästhetisch-erotischen orientalischen Darbietungen vergleichen werden kann. Es folgten Tänze in Kostümen aus “Tausend und einer Nacht” von Rashida und ihren Schülerinnen sowie von den Solistinnen Anatha aud Frankfurt und Badia aus Bad Nauheim, die beide auch Bauchtanz unterrichten.

Zwischendurch immer wieder Morocco, die mit perfekter Körperbeherrschung, schauspielerischer Wandlungsfåhigkeit und vor allem grossem Einfühlungsvermögen die Vielseitigkeit des orientalischen Tanzes auf hohem Niveau verdeutlichte. Ihre vitale Persönlichkeit, ihr Gefühl und vor allem ihren ausgeprägten Humor liess sie in ihre Bewegungen einfliessen. Letzteres besonders beim “Stocktanz”, bei dem mit Hilfe eines Spazierstocks die Geschichte eines Mädchens erzählt wird, das nicht heiraten will. Auch Nuria und Yamila aus dem süddeutschen Raum begeisterten die Zuschauer mit einem gemeinsamen Stocktanz, der ebenfalls gekonnt und humoristisch dargeboten wurde.

Untermalt wurde die orientalischen Tanzveranstaltung (das Wort “Bauchtanz” ist laut Morocco die unzutreffende Wortschöpfung der Amerikaner und Deutschen) durch Cassettenmusik und vor allem die virtuose Begleitung des palästinensischen Life-Trommlers Jawdatt Mawassil, der im bürgerlichen Leben Diplom-Ingenieur ist, seit 17 Jahren in Deutschland lebt und in Frankfurt regelmässig mit der Tanzgruppe “Arabeska” auftritt. Mawassil erlaubte sich den Scherz, dem Publikum zwischen zwei Auftritten eine Lektion in rhythmusgerechtem Klatschen erteilen zu wollen, um dann nach den zwar fröhlich-intensiven, jedoch mässig erfolgreichen Bemühungen sämtlicher Besucher weiterhin zum üblichen Klatschrhythmus aufzufordern.

Dank des engagierten und liebvollen Einsatzes aller Mitwirkenden und der perfekt organisierten Veranstaltung war es ein interessanter und unterhaltsamer Abend, der von den Zuschauern mit lang anhaltendem Beifall honoriert wurde. Veranstalterin Gisela Rosing leitet gemeinsam mit ihrem Mann, einem Arzt und Gestalttherapeuten, das ZEGAM (Zentrum für ganzheitliche Medizin) in Niddatal und will mit Gestalttherapie und Tanz Körper-und-Selbstbewusstsein und damit die Lebensfreude stärken. Dies war ihre zweite Benefiz-Veranstaltung, weitere sind geplant.

Gisela Rosing lernte Morocco, die seit 35 Jahren den orientalischen Tanz in den USA repräsentiert, vor einigen Jahren bei einem Workshop in Frankfurt kennen. Die 55 jährige Morocco ist “Zigeunerin, zufällig in Rumänien geboren” und nach der Ûbersiedlung der Eltern in die USA dort aufgewachsen. Ursprünglich war die vielsprachige Tänzerin und Tanzpädagogin Übersetzerin. Durch ihre spanischen Sprachstudien kam sie mit dem Flamenco in Berührung. Sie fing an, spanisch zu tanzen, und befasste sich auch mit den historischen Hintergründen des Tanze3s der verschiedenen Völker. Dabei lernte sie auch arabische Musiker kennen und empfand diese Musik (aus Marokko kommend ist sie der Ursprung des Flamenco und hat auch den klassischen Ballettanz stark beeinflusst) sofort als ihre “eigene”.

Der orientalische Tanz verkörpert für die Künstlerin ihr ureigenes Lebensgefühl und bietet ihr die grösstmögliche Ausdrucksform. Da dieser Tanz von den Berbern ursprünglich auf engstem Raum ausgeführt wurde, verlangte diese äussere Begrenzung die gesamte Konzentration der Bewegungsabläufe auf den eigen Körper. Erst später kam durch veränderte Situationen und westliche Einflüsse die auch raumgreifende heute bekannte Tanzform zustande.

Morocco, die mit einem Russen verheiratet war und ihren Wohnsitz in New York mit zwei Katzen teilt, lebt für den Tanz. Ohne Starallüren, statt dessen mit ausgeprägter Intuition und menschlicher Wärme ausgestattet, findet sie bei ihren internationalen Auftritten immer sehr schnell den persönlichen Kontakt zu Menschen. Ihre nächsten Stationen sind Wiesbaden, Nürnberg, die Schweiz und Italien.