Lust an der Weiblichkeit (German)

Orientalische Tanz-Show im Wiesbadener Tattersaal

Wiesbaden: Sheherazade hat den Tattersaal verzaubert. Es funkelt und glitzert an Schleiern und Tüchern. Das Publikum will 1001 Nacht feiern. Die erste Orientalische Tanz-show in Wiesbaden hat 450 Zuschauer angelockt. Bis auf den letzten Platz ist der Raum gefüllt. Orientalisch tönt es aus den Lautsprechern. Doch plötzlich wird es still im Raum.

Als Berberin geheimnisvoll in dunkle Schleier gehüllt, tanzt Morocco aus dem Zuschauerraum auf die in funkelndes Licht getauchte Bühne. Der Tanz der Guedra soll die guten Geister rufen. Morocco ist zweifelsohne der Star dieser Show. Die 51 jährige in den USA lebende Rumänin gilt als die Frau, die den orientalischen Tanz im Westen salonfähig machte.

Gebannt verfolgen 450 Augenpaare die Bewegunden der Tänzerin, die auch durch das füllige Tuch geschmeidig wirken. Noch ist Moroccos Gesicht verhüllt, der Nabel verdeckt. Sie lässt ihre Hände sprechen. Erst später wird sie in einem Bauchtanz-Kostüm über die Bühne tanzen, die Vollendung der Bewegungen zeigen. Morocco gibt. Sie tanzt nicht der Selbstdarstellung wegen. Unendliche Ruhe und Harmonie gehen von ihr aus, obwohl der Körper im Rhythmus der Zimbeln in Zuckungen vibriert. Ihr Strahlen ist echt und voller Wärme. Keine Fassade, keine Maske – Morocco ist Tanz.l

Erika Kletti-Ranacher und Beate von Grünewald, die Initiatorinnen des Festes, sind zufrieden mit der Resonanz. Alle Eintrittskarten waren schon Tage vor dem Festival ausverkauft. Auch sie haben auf der Bühne ihre Kunst gezeigt. Andalusisch-arabischer Tanz oder Lichtertanz – der Bauchtanz hat viele Ursprünge, unendliche Variationen. Eines ist allen gemeinsam: die Lebensfreude, die Freude am eigen Körper, an der Weiblichkeit.

1001 Nacht – Dalilah Charihan und Amun Colleen verkörpern diesen Ttaum. Ein wenig mehr Show, mehr Nabel und Glitzer, Orientalische Nacht – oder das, was Westler dafür halten.

Olympiareif wird die Show mit Khadejah. Als die Amerikanerin einen Shimmie an den andern setzt, jene schnellen Muskelwellen, die Bauch und Hüften, Rücken und Brust durchzucken, wirkt es wie ein strapaziöser Leistungstest. Die Zuschauer sind trotzdem begeistert, quittieren das Siegerlächeln der Tänzerin mit Applaus.

75 Prozent der Besucher sind Frauen. Viele von ihnen haben selbst den Bauchtanz erlernt und wissen, wieviel Schweiss die so spielerisch wirkenden Bewegungen kosten. Dennoch: Technik ist nicht alles. Den meisten geht es nicht um einen Vergleich der Bauchnabel, das Zählen der Shimmies. Hier wird nicht (Touristen-) Erotik auf Teufel komm´ raus produziert. Was zählt, ist die Freude am Tanz.